Nachdem wir in den letzten Tagen viel darüber diskutiert haben, ob und wie z.B. die Szene, die die Frauen aus Teheran mitgebracht haben, mit anderem szenischen Material verschnitten werden sollte oder darf, und wir nunmehr effektiv acht Probentage zur Verfügung haben, stand eine generelle Entscheidung über die sinnvolle Probengestaltung der nächsten Tage. Und die Entscheidung, wie nun unser Stück aufgebaut sein sollte.
Das Projekt ist neben aller künstlerischen Suche auch eine harte Schule gelebter Demokratie. Es gibt keinen Regisseur, alles wird gemeinsam besprochen, aber eigentlich kein Prozedere, wie es zu Entscheidungen kommt und dafür in welche Richtung es geht.
Wie halten wir es überhaupt aus ohne Autoritäten? - Zugegeben: Es ist wirklich hart, wenn 12 Leute in drei Sprachen sprechen, gemeinsam Entscheidungen zu fällen. Es ist auf jeden Fall ein gutes Training und es wäre wunderbar, nicht aus dieser Arbeit herauszugehen mit dem Resümee: So, bei der nächsten Arbeit sind die Rollen wieder klar verteilt - einer macht die Ansagen ...
Was stand also eigentlich zur Wahl, die wir gestern ausgerufen hatten. Wir haben versucht, es auf zwei Alternativen zu bringen:
Auf der einen Seite - Stückdramaturgie Variante 1 - Das Stück besteht aus größeren Blöcken mit Szenen, die mehr oder weniger unvermittelt nacheinander gespielt werden und wird abgeschlossen durch eine 40minütige Improvisation mit allen Spielerinnen, für die es strukturelle Vorgaben geben wird.
Auf der anderen Seite - Stückdramaturgie Variante 2 - Es gibt eine fließend verlaufende dramaturgische Linie, die alle Teile mit einander verbindet, Szenen überlagern sich und werden miteinander verschränkt.
Abgestimmt wurde im Hammelsprungverfahren, wie es noch heute im britischen Parlament üblich ist, für jeweils eine der Varianten gab es eine Tür, durch die man hindurch zu gehen hatte. Und dann wurde gezählt.
Die Wahl gewonnen hat Variante 1.
Und nach einigem Zusammentragen steht nun unsere vorläufige Stückstruktur.